In der Stadtratssitzung vom 26.11.2020 wurde die Beauftragung der weiteren Planung des Erweiterungsbaus für die Leistungsphasen 5 und 6 gemäß HOAI mit 15 zu 14 Stimmen beschlossen.
Neben der FWG und der Fraktionsgemeinschaft aus BZA, CWG und Ex-FDPler, die jeweils ausschließlich mit den voraussichtlichen Kosten der Maßnahme argumentierten, haben sich auch die Grünen gegen eine weitere Konkretisierung des aktuellen Entwurfs ausgesprochen. Die Beweggründe dafür möchten wir nachfolgend darlegen:
Werkstoff / Bauweise
Der Erweiterungsbau ist in Stahlbetonbauweise vorgesehen. Beton ist einer der größten „Klimasünder“:
Allein die Zementgewinnung verursacht pro Jahr in Deutschland Emissionen von ca. 20 Mio. Tonnen CO2 (Stand 2018, Quelle: Umweltbundesamt). Weltweit ist die Zementherstellung für ca. 8 % der CO2-Emissionen verantwortlich – das ist mehr als der globale Flugverkehr. Zwar wird mit Hochdruck an energie- und ressourcenschonenderen Betonrezepturen geforscht, wir müssen aber davon ausgehen, dass das Aichacher Verwaltungsgebäude mit herkömmlichem Beton – mit der entsprechend katastrophalen Klimabilanz – erstellt wird.
In Zeiten von Klimawandel und mittlerweile deutlich spürbaren Auswirkungen ist das unseres Erachtens unverantwortlich. Wir sind der Meinung, dass wir alle eine Verantwortung gegenüber unseren Kindern und nachfolgenden Generationen haben. Es ist allerhöchste Zeit, auch und insbesondere bei Bauprojekten auf Nachhaltigkeit zu achten. Der Stadt kommt hier eine besondere Verantwortung und außerdem eine Vorbildfunktion zu.
Das neue Verwaltungsgebäude könnte ein Aushängeschild für Aichach als zukunftsorientierte Stadt und ein Wegweiser zu nachhaltigeren Bauvorhaben sein. Stattdessen wählt man eine Betonbauweise, die alle genannten Probleme außer Acht lässt – nur weil das schon immer so gemacht wurde. Die Rechnung dafür werden unsere Kinder und Enkel bezahlen.
Gestaltungshandbuch
Die Stadt Aichach hat kürzlich ein Gestaltungshandbuch mit Vorgaben für die Gebäudegestaltung in der Aichacher Altstadt herausgegeben. Ziel ist es, unser einzigartiges, historisch geprägtes Stadtbild so weit wie möglich zu erhalten. Das neu geplante Verwaltungsgebäude hält sich mit seiner „Kastenform“ nicht an die Vorgaben des Gestaltungshandbuchs und fügt sich unseres Erachtens nicht gut in das Stadtbild ein. Gerade im Bereich um das Verwaltungsgebäude I, der in mittelfristiger Zukunft möglichst sinnvoll überplant werden soll, bestünde die Chance auf eine Neuentwicklung mit Rücksicht auf das Gesicht unserer Stadt. Mit dem jetzt geplanten Gebäude gelingt dies unserer Meinung nach nicht.
Zusammenfassend finden wir es sehr schade, dass sich der Stadtrat mehrheitlich für den vorliegenden Entwurf entschieden hat.
Quellen:
– Umweltbundesamt, „Dekarbonisierung der Zementindustrie“ vom 10.02.2020: https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/376/dokumente/factsheet_zementindustrie.pdf
– Verein deutscher Zementwerke e.V.: https://www.vdz-online.de/zementindustrie/zahlen-und-daten/umweltdaten
Presseberichte zum Thema:
– Aichacher Zeitung, 27.11.2020: Bedenken wegen Corona
– Aichacher Nachrichten, 27.11.2020 (Plus-Artikel): Der Ausbau des Verwaltungsgebäudes in Aichach entzweit den Stadrat
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